Ein Ort mit wechselvoller Geschichte: Gartenarbeitsschule Reinickendorf – Billerbecker Weg 123a wieder offen

Es ist ein Ort mit wechselvoller Geschichte. Ursprünglich war das Areal, auf dem heute in meinem Wahlkreis die Siedlung Waldidyll in Tegel-Süd steht, größtenteils in Besitz des Benediktiner-Klosters Spandau. Im Mittelalter war diese Fläche beschaulich und diente als sogenannte Bauernheide. Darunter versteht man die traditionelle Form der Landwirtschaft, die jahrhundertelang in den großflächigen Heide- und Brachlandschaften Nord- und Ostdeutschlands betrieben wurde. Sie war einerseits die einzige Möglichkeit, die nährstoffarmen Böden der Region ertragreich zu nutzen, andererseits aber auch der Hauptgrund für die Verbreitung und weitere Ausbeutung der kargen Heideflächen in der Mark Brandenburg. Nicht umsonst bezeichnete man die Mark Brandenburg als die „Sandbüchse des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen“. Diese Art der Bauernwirtschaft wurde spätestens im Laufe des 19. Jahrhunderts unrentabel und nach und nach aufgegeben.“ erklärt die Vorsitzende des Ausschusses für Bildung, Jugend und Familie im Berliner Abgeordnetenhaus, Emine Demirbüken-Wegner (CDU), den Betrachtern der Gartenarbeitsschule Reinickendorf.


Im Zuge der Eingemeindung Tegels nach Groß-Berlin im Jahr 1920 wurde diese Fläche zwischen Tegeler Forst und Jungfernheide parzelliert und es entstand ein Wohngebiet mit überwiegender Einzelhausbebauung. Am Rand der Verbindungsstrasse zwischen Tegel bzw. Wittenau/Borsigwalde und Spandau, der heutigen Bernauer Straße, wurden damals moderne Mehrfamilien-Wohngebäude realisiert. Der grüne und historische Standort am Billerbecker Weg wurde weiter für die landschaftliche und gärtnerische Gestaltung genutzt. Während des 2. Weltkrieges entstanden Zwangsarbeiterlager, vorwiegend für “Ostarbeiter” und Kriegsgefangene, die in den Rüstungsfabriken von Borsig und Alken tätig waren. In der Nachkriegszeit wurde das Gelände für Volkshochschulen und für “schwer erziehbare Mädchen” als Heimanlage genutzt.

Im Jahr 1952 wurde erstmals eine Gartenarbeitsschule für den Bezirk Reinickendorf angelegt. Nach einer mehrjährigen Aufbauphase entstand ein Garten, der einen Lehr- und Schaugarten und einen Arbeitsbereich beinhaltete. Des Weiteren entstanden dort ein Arboretum, ein grünes Klassenzimmer und ein japanisches Teehaus. Nach Schließung der Gartenarbeitsschule im Jahre 1996 war nur noch eine extensive Gartenpflege möglich. Dadurch erhielt die Anlage das naturhafte Aussehen eines Parks. 2017 wurde unter Federführung von Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) die Reaktivierung der Gartenarbeitsschule für Berlin-Reinickendorf beschlossen und am 22. Juni 2018 wurde sie wiedereröffnet.
Zielsetzung der Gartenarbeitsschule Reinickendorf ist die Förderung der naturwissenschaftlichen Bildung und der Sozialkompetenz von Kindern und Jugendlichen vom Kita-Alter bis zur Abiturklasse am historischen Standort Krumpuhler Weg. Diese Gartenarbeitsschule mit ihrer in Berlin einzigartigen Lage, direkt auf dem Gelände eines Geschichte- und Gartendenkmals, bietet großartige Chancen, die vielfältigen Aspekte der Natur- und Geisteswissenschaften mit aktuellen Fragestellungen der Umweltzerstörung, Klimaveränderung, Biodiversität oder Züchtungsgenetik zu verbinden. Themenbereiche wie Boden, Wasser, Luft, Klima und Wettererscheinungen sind geeignet, sowohl den nachhaltigen Umgang mit natürlichen Ressourcen zu verdeutlichen, als auch die Folgen für die Gesellschaft abzuleiten. In der unterschiedlichen Gestaltung der Arbeit im Garten können verschiedenste Themen aus unterschiedlichen Unterrichtsfächern fachübergreifend und fächerverbindend geplant und erarbeitet werden. Das verantwortliche Team aus Pädagogen und Gärtner hat dabei die Zielsetzung, die Erlebniswelt der Kinder und Jugendlichen durch praktische Erfahrungen und handlungsorientierte Tätigkeiten zu bereichern. Durch gemeinsame Arbeit können Großstadtkinder lernen, sich als Teil der Natur zu sehen und diese als schützenswerte zu erkennen.
Die Gartenarbeitsschule Reinickendorf ist nach den Pandemielockerungen seit der ersten Juliwoche wieder geöffnet und richtet sich in den Ferien mit zwei neuen Angeboten an Ferienhortkinder aus Reinickendorfer Schulen. Zum Auftakt schaute Schulstadtrat Tobias Dollase (parteilos, für CDU) den ersten Ferienkindern der Grundschule am Fließtal bei der ersten Aussaat über die Schulter. „Es ist schön zu sehen, dass hier nach längerer Corona-Zwangspause wieder Leben einkehrt. Die Kinder erfahren hier, woher Gemüse und Kräuter eigentlich kommen und wie lange es dauert bis geerntet werden kann. Dieses außerschulische Lernangebot ist wichtig, um die Verbindung zu Natur und Landwirtschaft spielerisch zu unterrichten“, sagte Dollase.

Interessenten, die gern Kräuter oder Gemüse abholen möchten oder Schulen, die sich zu den aktuellen Ferienkursen anmelden wollen, können sich unter der Telefonnummer 0151 15074892 oder per E-Mail unter gartenarbeitsschule@reinickendorf.berlin.de melden.

(auszugsweise zitiert nach Publikationen/Mitteilungen des BA Rdf.)