Stolperstein: „Gerhard Voss – wir sprechen Ihren Namen“
Interessenten und Unterstützer der Stolperstein-Initiative luden am Freitag, den 26. September zur Verlegung eines Stolpersteins für Gerhard Voss am Eichborndamm 238 in Reinickendorf ein. Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) erinnerte an Gerhard Voss als an einen Nachbarn, einen Menschen aus dieser Stadt. „Sein Name soll sichtbar bleiben – auf unseren Straßen, in unseren Gesprächen, in unserem Gewissen. Ein Stolperstein ist klein, doch er sagt so viel: Schau hin. Beug dich. Lies. Hinter jedem Namen steht eine Geschichte: von Arbeit, Freundschaft, Plänen – und von dem Bruch, den die nationalsozialistische Gewaltherrschaft in unzählige Leben gerissen hat.“
Ihr besonderer Dank galt den Schülerinnen und Schülern des Georg-Herwegh-Gymnasiums, die Gerhard Voss ein Gesicht geben und seine Geschichte lebendig halten. „Ihr zeigt: Erinnerung bleibt nicht stehen – sie hat Zukunft. Ebenso danke ich der Stolperstein-Initiative Reinickendorf und Carsten A. Baum für ihr Engagement und ihre Ausdauer. Möge dieser Stein uns anhalten, nicht aufhalten. Gerhard Voss – wir sprechen Ihren Namen“, so die Bürgermeisterin.
Der Gedenkort mit Geschichtslabor am Eichborndamm 238 ist eine Einrichtung des Museums Reinickendorf. Das Patenschaftsprojekt „Mein liebes Kind“ wurde 2018 vom Museum Reinickendorf mit der Künstlerin Karen Scheper initiiert. Schülerinnen und Schüler übernehmen seitdem Patenschaften für Kinder, die in der ehemaligen „Kinderfachabteilung“ der „Städtischen Nervenklinik“ ermordet wurden und engagieren sich für das Gedenken an junge „Euthanasie“-Opfer im Nationalsozialismus.
Das Georg-Herwegh-Gymnasium hat seit 2022/23 die Patenschaft für das Kind Gerhard Voss übernommen, forscht seitdem im Rahmen des Geschichtsunterrichts und übernimmt Formen des Gedenkens. Die Idee der Verlegung eines Stolpersteins besteht seit dem Beginn der Patenschaft.
Zum Schicksal von Gerhard Voss:
Gerhard Voss wird am 9. März 1943 geboren. Der zu früh geborene Säugling hat Schwierigkeiten bei der Nahrungsaufnahme an der Brust und erbricht sich häufig, im Alter von zwei Monaten bekommt er erstmals Krämpfe. Ende November 1944 wird Gerhard dann in die „Kinderfachabteilung“ der „Städtischen Nervenklinik“ am Eichborndamm aufgenommen. Sein Zustand wird als schlecht beschrieben, dennoch werden experimentelle Untersuchungen an Gerhard vorgenommen, an deren Folgen er am 3.12.1944 stirbt.