TXL-Wohnbebauung: Gewobag zieht sich zurück
Die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewobag ist aus dem Verbund der landeseigenen Wohnungsunternehmen ausgestiegen, der das Kurt-Schumacher-Quartier (KSQ) auf dem ehemaligen Flughafen TXL als richtungsweisendes Neubauprojekt realisieren sollte. Diese Informationen erhielt Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) kurz nachdem die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen Ende Januar die Übertragung von Baufeldern an die ebenfalls in Landesbesitz befindliche Degewo bestätigt hatte.
Die Errichtung des Quartiers ist wegen der vorgesehenen Holz-Hybrid-Bauweise finanziell wie planerisch anspruchsvoll. Der damalige Senator Geisel (SPD) hatte im Herbst 2022 im Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses bereits angedeutet, dass es für das Land Berlin finanziell beim Bau des KSQ knapp werden könnte. Die Beteiligung privater Investoren respektive der Verkauf der zu errichtenden Wohnungen sei eine Alternative. Diese Vorschläge trafen auf deutlichen Widerspruch. Bei der Holz-Hybrid-Bauweise soll es aus Gründen des nachhaltigen Bauens bleiben. Das KSQ wird mit rund 5000 Wohnungen mehr als 10.000 Menschen ein neues Zuhause bieten. Das 46 Hektar große Areal im Osten des Flughafengeländes Tegel ist als zukunftsweisendes Projekt angelegt, das ökologische und soziale Aspekte miteinander vereinen soll. Zur Quartiersentwicklung gehören die Holzbauweise, um Ressourcen zu sparen, das Schwammstadt-Prinzip für eine nachhaltige Regenwasserbewirtschaftung, ein autoarmes Mobilitätskonzept, ein Nahwärmenetz zur Wärme-Kälte-Versorgung und ein Konzept zur Förderung von Biodiversität.
Die Gewobag sagte jetzt, es sei richtig, dass sich das Unternehmen in den vergangenen Jahren zusammen mit den Schwestergesellschaften Degewo und Gesobau für das KSQ engagiert habe. „Aufgrund zeitlicher Anpassungen bei weiteren bedeutenden Bauvorhaben des Unternehmen, liefen die Planungs- und Realisierungsphase parallel zum KSQ“, erfuhr Demirbüken-Wegner. „Das war der Gewobag dann wohl zu viel!“ Deshalb habe sich die Gewobag im Einvernehmen mit dem Senat aus dem Projekt zurückgezogen. Man wolle sich auf zwei größere Vorhaben an anderer Stelle fokussieren, mit denen rund 4000 Wohnungen errichtet werden sollen. Die Gewobag hätte für das KSQ in einem ersten Bauabschnitt ca. rund 180 Wohnungen errichtet.
Demirbüken-Wegner: „Ich bin zutiefst empört. Nicht nur, dass dieser Ausstieg ein fatales Zeichen in Richtung Wohnungsneubau ist. Auch die Kommunikation seitens des Senats ist ein Unding. Die zuständige Senatsverwaltung hatte den Ausstieg der Gewobag Ende Januar mit keiner Silbe erwähnt. Vor knapp zwei Wochen meldete der Senat die notarielle Unterzeichnung der Einbringungs- und Realisierungsverträge zwischen dem Land Berlin und der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Degewo. Mit den Verträgen wurde die Übertragung von zwei Baufeldern an die städtische Wohnungsbaugesellschaft geregelt. Die Degewo soll die ersten beiden Wohnblöcke mit zirka 320 Wohneinheiten realisieren, während die Gesobau in einem kurzen zeitlichen Abstand dazu zwei weitere Blöcke errichten wird. Ein entsprechendes Vertragswerk mit der Gesobau soll zu einem späteren Zeitpunkt folgen.“ Zurzeit gibt es noch keine konkreten Entwürfe zur Kubatur und Gestaltung der Gebäude; auch die Frage, ob und welche Gewerbeeinheiten von der Gesobau im KSQ errichtet werden, ist offen. Der Baustart für das Quartier ist für August 2026 vorgesehen. Die ersten Wohnungen können voraussichtlich Mitte 2028 bezogen werden, teilte die Senatsbauverwaltung am 30. Januar mit.