60 Jahre Märkisches Viertel

Bezirksbürgermeisterin begrüßte anläßlich der Fachtagung zur Zukunft der Großwohnsiedlung

Reinickendorfs Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) begrüßte am Mittwoch, den 16. Oktober 2024 die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des eintägigen Symposiums, zu dem die GESAOBAU AG ins Märkische Viertel eingeladen hatte.

Das Märkische Viertel in Berlin-Reinickendorf feiert 2024 sein 60-jähriges Bestehen. Für die GESOBAU als größte Bestandshalterin in Deutschlands größter Niedrigenergiesiedlung mit rund 15.900 Wohnungen Anlass genug, um ein ausgewähltes Fachpublikum zur Tagung einzuladen. Unter dem Titel „60 Jahre Märkisches Viertel – Zukunft Großwohnsiedlung“ warfen rund 120 Teilnehmende aus Politik, Verwaltung und Wohnungswirtschaft bei verschiedenen Impulsvorträgen einen Blick auf nationale und internationale Beispiele nachhaltiger Transformation von großen Wohnsiedlungen und diskutierten Herausforderungen und Chancen.

Das Märkische Viertel war die erste große Neubausiedlung im damaligen West-Berlin. Erste Ideen zu einer städtebaulichen Neuordnung an dieser Stelle reichen bis in die frühen 1950er Jahre zurück. Bereits 1952 wurde im Bezirk Reinickendorf ein erster Raumordnungsplan entworfen. 1959 bescheinigte ein soziologisches Gutachten dem Gebiet mit seinen zahlreichen Wohnlauben und Notunterkünften auf ungeordneten, oft unerschlossenen Grundstücken völlig unzulängliche hygienische Verhältnisse. Vor diesem Hintergrund zog der Senat Anfang der 1960er Jahre die Planung an sich. Die „grünen Slums“ sollten so rasch wie möglich verschwinden. Im Juli 1962 legten die Architekten Hans Christian Müller, Georg Heinrichs und Werner Düttmann ein städtebauliches Konzept für das Märkische Viertel vor. Im Dezember 1962 berief der damalige Berliner Bausenator Rolf Schwedler die Gesellschaft für sozialen Wohnungsbau (Gesobau) zum Projektträger für das Vorhaben.

Mehr als 35 in- und ausländische Architekten planten die Neubauten. Mit einer übergreifenden Farbkoordinierung wurde der deutsche Künstler Utz Kampmann in den Jahren zwischen 1966 und 1968 betraut. Entwürfe für die Wohnbauten lieferten Karl Fleig, René Gagès, Ernst Gisel, Werner Düttmann, Georg Heinrichs, Hans Christian Müller, Lothar Juckel, Chen Kuen Lee, Ludwig Leo, Peter Pfankuch, Hansrudolf Plarre, Heinz Schudnagies, Herbert Stranz, O. M. Ungers, Schadrach Woods, Astra Zarina, Siegfried Hoffie, Erwin Eickhoff, Jo Zimmermann und die Bauabteilung der Degewo. Die Wohnbauten bildeten Hochhausketten mit unregelmäßigen Grundrissen und gestaffelten Höhen, die größere Flächen mit Einfamilienhäusern umrahmen.

Das große, zentrale Einkaufszentrum, die Märkische Zeile wurde 2000 um die Shopping-Mall Märkisches Zentrum erweitert. Zusammen mit dem Veranstaltungs- und Kulturzentrum Fontane-Haus, dem Hallenbad und der Thomas-Mann-Oberschule gruppiert es sich um den zentralen Marktplatz. Daneben entstanden weitere, wesentlich kleinere Zentren, bei denen sich mehrere Geschäfte (Friseur, Zeitungsläden) um einen kleineren Supermarkt ansiedelten. Grundschulen und Kindergärten wurden ebenfalls nicht (nur) im zentralen Bereich vorgesehen, sondern ringsum am Rand zwischen den einzelnen Hochhaus-Gruppen. Innerhalb der Hochhausgruppen entstanden zahlreiche Spielplätze nah bei den Wohnungen.

Hans Bandel und Waldemar Proeike planten die Ladenzeilen, Schulen und Kindertagesstätten wurden nach Entwürfen von Stephan Heise, Harald Franke, Hasso Schreck, Karl Fleig, Jörn-Peter Schmidt-Thomsen, Günter Plessow, Hasso Windeck, Finn Bartels, Christoph Schmidt-Ott und der Bauabteilung des Bezirks Reinickendorf gebaut. Die Evangelischen Gemeindezentren stammen von Bodo Fleischer, Günther Behrmann, Stephan Heise, Gerd Neumann, Dietmar Grötzebach und Günter Plessow. Das Fernheizwerk und ein 1988 abgerissener Informations-Pavillon wurde durch Fridtjof Schliephacke gestaltet. Ein Seniorenzentrum entstand nach Entwürfen von Gert H. Rathfelder; Werner Düttmann verantwortete das Katholische Gemeindezentrum St. Martin, das Altenwohnheim und eine Grundschule. Bodo Fleischer mit Hanno Hübscher errichteten das Hotel Rheinsberg, Henning Schran und Hasso Schreck planten die Schwimmhalle, das Spielhaus des Bundes Deutscher Pfadfinder stammt von Engelbert Kremser, Ludwig Leo war der Architekt des Haus(es) der Fürsorge, schließlich lieferte die SAL-Planungsgruppe die Pläne für den Verkehrskindergarten sowie mehrere Sportanlagen.

Bereits im August 1964 zogen die ersten Mieter ein. Der damals letzte Neubau wurde 1974 übergeben. Von den insgesamt 16.916 Wohnungen waren 15.043 von der landeseigenen Gesobau, 614 von der Degewo, 812 von der Deutschen Bau- und Siedlungsgesellschaft (Debausie) und weitere 304 von einem Privatunternehmen errichtet worden. 134 Wohnungen entstanden schließlich 1974 in einem Altenwohnheim.

Eröffnet wurde die Fachtagung durch Grußworte aus der Berliner Politik: Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner, Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler und Emine Demirbüken-Wegner, Bezirksbürgermeisterin von Reinickendorf, wünschten dem Märkischen Viertel zum 60. Geburtstag alles Gute.

Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner: „Das Märkische Viertel soll ein Ort bleiben, an dem sich alle Menschen – unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Alter oder ihrem sozialen Hintergrund – wohlfühlen und gemeinsam an einer guten Zukunft arbeiten können. Diese Zukunft beginnt jetzt. Mit neuen Wohnprojekten, mit verbesserten Mobilitätsangeboten wie der Heidekrautbahn und den immer wieder in den Raum gestellten Überlegungen zu einem U-Bahnanschluss blicken wir optimistisch voraus.“