30 Jahre Kunstverein Centre Bagatelle
Ein Ehrentag für Reinickendorf, an dem die bezirkliche Kulturlandschaft die Förderung von Kunst und Kultur feiern! Dank der vielen Mitglieder und Freunde, die unermüdlich ehrenamtlich tätig sind, ist der Kunstverein Centre Bagatelle e.V. eine anerkannte Größe für Kunst und Kultur in Frohnau. Mit Ausstellungen, Tätigkeiten, Kursangeboten und Vorträgen bringen die Mitglieder und Unterstützer des Centre Bagatelle immer wieder Begeisterung in die Bürgerschaft. Zahlreiche junge Künstlerinnen und Künstler haben hier bereits Unterstützung gefunden und konnten ihre Arbeiten einem interessierten Publikum zeigen.
Das sich im Norden Berlins befindliche denkmalgeschützte „Centre Bagatelle" hat eine bewegte Geschichte hinter sich. 1925 wird es von den Architekten Paul Poser und Bernhard Bamm als herrschaftliches Landhaus für Herbert Worch, Generaldirektor der Versicherung „Deutscher Herold" und seine Familie gebaut. Schon Anfang der 1930er Jahre verkauft die Familie die „Villa Worch“ wieder. Das Haus hat danach mehrere Eigentümer, bis die NSDAP es im Jahr 1940 erwirbt. Im Krieg unbeschädigt geblieben, wird die Villa nach Kriegsende kurz von den Sowjets, den Briten und schließlich von den Franzosen übernommen. Im Jahr 1946 richten diese dort ein Haus für Offiziere der Alliierten ein und geben ihm zunächst den Namen „Cercle la Bagatelle", der im Jahr 1956 in „Centre Bagatelle“ geändert wird, nachdem das Haus offizieller Sitz des französischen Kulturzentrums „Centre Culturel de Reinickendorf“ wird. Im Obergeschoss wird eine französische Bibliothek eingerichtet, außerdem werden Konzerte, Lesungen, Vorträge, Filmabende sowie Sprachkurse, auch für die deutsche Bevölkerung, angeboten.
Im Mai 1993, vor dem Abzug aus Berlin in Folge der deutschen Wiedervereinigung, übergeben die französischen Streitkräfte in einer feierlichen Zeremonie das „Centre Bagatelle" dem Bezirksamt Reinickendorf mit der Auflage, es zukünftig für die kulturellen Belange der Reinickendorfer Bevölkerung und die Fortentwicklung der deutsch-französischen Freundschaft zu erhalten und weiter zu führen. Nach einer gründlichen Sanierung wird das Haus dann von einer Vielzahl von Vereinen genutzt. Mit ihren kulturellen Veranstaltungen führen die Vereine die Tradition der Franzosen fort: Es finden klassische Konzerte, Jazzmatineen und Chansonabende, Lesungen, Vorträge, Theateraufführungen, Ausstellungen und sommerliche Kunstfeste in Haus und Garten statt. Zeitweise ziehen auch die Polizei und eine Vorschule ein, damit das Haus für den Bezirk nicht zu einer zu großen finanziellen Belastung wird. Da Veranstaltungen nur stattfinden dürfen, wenn ein Hausmeister anwesend ist, dessen Arbeitszeit im Centre Bagatelle in Folge der berlinweiten Einsparungen jedoch immer mehr reduziert wird, kann das Haus kaum noch genutzt werden und versinkt langsam im Dornröschenschlaf. Die denkmalgeschützte Villa ist im Ergebnis für den Bezirk Reinickendorf finanziell nicht mehr tragbar, und er beschließt im September 2005, das Haus zum 1.1.2006 an den Liegenschaftsfonds zum Zwecke des Verkaufs zu übergeben. Reinickendorf, ein Bezirk mit damals 230.000 Einwohnern, hätte dann für die Bürger der nördlichen Ortsteile kein Kulturhaus mehr.
Es entsteht eine Bürgerinitiative zur Rettung des Centre Bagatelle. Der Beschluss zum Verkauf des Hauses führt zu Unterschriftensammlungen, und es werden Informations- und Pressekampagnen gestartet. In Windeseile wird eine Satzung entwickelt, so dass am 22.10.2005 der Verein „Kulturhaus Centre Bagatelle e.V." gegründet werden kann, mit dem Ziel, das Haus als Kulturzentrum für die Bevölkerung zu retten, zu erhalten und zu führen. Der Vereinsvorstand hat bis zum 18.11.2005 eine „Konzeption zur kostenneutralen Nutzung des Centre Bagatelle" erarbeitet, um den Bezirk davon zu überzeugen, dass das Haus nicht verkauft werden muss. Das Bezirksamt ist beeindruckt und beschließt, das Haus über den 1.1.2006 hinaus noch ein weiteres Jahr in seinem Besitz zu behalten, um damit den engagierten Bürgern Zeit für die Herbeiführung einer dauerhaften Lösung einzuräumen. Später folgt eine Nutzungsvereinbarung mit dem Bezirksamt, das dem Verein für das Jahr 2006 die Führung des Kulturhauses, also Planung, Koordination und Durchführung der vielfältigen kulturellen Veranstaltungen überträgt. Weiter wird dem Verein angeboten, das Haus selbst zu erwerben. Mit Hilfe eines Bankkredites, der Mitgliederbeiträge von inzwischen über 600 Mitgliedern sowie Spenden und privaten Darlehen aus der Bevölkerung gelingt ein Kraftakt: Der Verein ist imstande, die Summe von € 935.000 für den Kaufpreis und die Nebenkosten aufzubringen und kann sich ab 1. Juli 2007 stolz Besitzer des Centre Bagatelle nennen.
Seit vielen Jahren besteht eine enge und fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Bezirksamt, hier dem 'Fachbereich Kunst und Geschichte'. Die Erinnerungen an Veranstaltungen zu Götz Löpelmann, Hannah Höch oder an die versuchte Rettung des Kunstwerkes "Die Vögel" von Ursula Hanke-Förster bleiben unvergessen. Seit 2018 gibt es eine Kooperation, bei der das Centre und der Bezirk durch die gemeinsame Auslobung und Vergabe des 'Förderpreises für junge Kunst' eine feste Größe in der Berliner Nachwuchsförderung geworden ist. Reinickendorf, ein 'Hidden Place' in der Berliner Kulturlandschaft, wird durch die Atelierwochenenden und die wachsende Anzahl an Atelierhäusern immer sichtbarer und damit Teil der künstlerischen Werkbank unserer Stadt Berlin.
Bezirksbürgermeisterin Emine Demirbüken-Wegner (CDU) ließ es sich natürlich nicht nehmen, dem Verein und seinen Mitgliedern wie Unterstützenden die Glückwünsche des Bezirkes zu überbringen: "Zur Feier waren fünf Gründungsmitglieder anwesend. Nach einer brillanten Einführung des Vorstandsvorsitzenden Dr. Michael Blank hatte ich das Vergnügen, ein paar Grußworte zum Geburtstag an die Anwesenden zu richten. Auch der Ehrenvorsitzende Prof. Dr. Ulrich Kockelkorn ließ die 30 Jahre Revue passieren und erinnerte an viele gemeinsame Erlebnisse und Erfolge. Nach den Grußworten spielte Bardo Henning am Klavier. Alles in allem eine nicht nur musikalisch gelungene Jubiläumsfeier. Happy Birthday, liebes Centre Bagatelle!"